Samstag, 24. November 2018

Alle Jahre wieder


Ich war schon immer ein Mensch, der die Feste feiert, wie sie fallen. Mit meiner Familie, speziell mit unseren Kindern, ist das alles nochmal so schön. Ich mache gerne zusätzlichen Aufwand, um Feste und Feiern besonders zu machen.
Zum Beispiel für das Faschingsfest überlege ich Wochen vorher fieberhaft, um ein passendes Gruppenkostüm zu finden, damit wir als Familie zusammenpassen. Einfach ist das wahrlich nicht, denn unsere Vorstellungen gehen oftmals weit auseinander. Zumal sich weder Sohnemann als eine der Disney-Prinzessinnen noch Tochterkind als Ninja-Turtle verkleiden möchten. Ostern kommt nicht nur der Osterhase und schleppt Geschenke an, die nicht einmal ich tragen kann, „er“ veranstaltet sogar eine Schnitzeljagd mit meinen Kindern. Geburtstage, speziell die in den Sommerferien, werden sowieso groß gefeiert. Da besucht uns schon mal die ganze Familie an einem Nachmittag, und das können dann bis zu 25 Leute auf einem Haufen sein. Der Kirtag wiederholt sich natürlich auch jedes Jahr inklusive Hüpfburg, Schaukel, Autodrom, Kinderkarussel und Essen im Gasthaus. Bald folgt eine kleine Feier zum Schul- oder Kindergartenstart. Zwischendurch wird eine Wackelzahnparty veranstaltet, dem muss natürlich auch Genüge getan werden. Schon ist der Oktober da und natürlich verkleiden wir uns wieder nur zu gerne. Wir veranstalten eine Halloweenparty um unsere amerikanisierten Kids zu später Stunde zu „Süßes oder Saures“ um die Häuser ziehen zu lassen. Am nächsten Tag darf auch nicht der alte Brauch des Abholens des Allerheiligenstriezels samt gefühlten 20 kg Süssigkeiten vergessen werden. Dann geht’s auch schon Schlag auf Schlag und der Nikolaus befüllt die geputzten Stiefelchen und schon sind wir Mitten im Advent. Adventkalender, Krapferl backen, Weihnachtsdekoration, Weihnachtslieder und Spekulatius seit September. So schön das alles auch ist, so anstrengend kann die letzte Strecke des Jahres dann doch sein. Wenn die Kinder rastlos Wunschzettel ans Christkind schreiben, Weihnachtslieder trällern und mich mit Fragen über das Jesuskind löchern, sei mir ein wenig Sarkasmus nach einem langen Jahr mit wirklich vielen „Festen“ bitte verziehen.
Als Sohnemann und ich einmal einmal beisammensaßen und zufrieden unsere Krapferl mampften, meinte er „Ich habe im Fernsehen gesehen, dass in Wien schon ein riesiger Christbaum aufgestellt wurde. Haben wir auch bald Weihnachten und einen Christbaum?“
Meine erste Reaktion unterdrückend, ihn zu fragen, wo er denn lebe und nicht merke, dass rundherum schon Weihnachten passiert, sagte ich schließlich resigniert „Ja mein Sohn, schließlich leben wir alle im selben Raum-Zeit-Kontinuum.“ Auf weitere bohrende Fragen gefasst, blickte ich verzweifelt zu ihm auf, aber zu meiner Verwunderung, ließ er diese Antwort gelten und fragte nicht mehr nach.
Oh, welch Stille Nacht.