Donnerstag, 18. Oktober 2018

Die Geburtsstunde von "Katzi"


Mit Grauen und großer Wehmut stelle ich jeden Tag aufs Neue fest, dass nun auch mein Babybub langsam aber sicher groß wird. Er ist längst kein Baby mehr, und ist auf dem besten Wege bald windelfrei durchs Leben zu watscheln. Während ich also zum wiederholten Male wartend auf den eiskalten Fliesen vor der Toilette sitze, um den Klogeräuschen unseres Kleinsten zu lauschen, werden Erinnerungen an das Sauberwerden von den beiden Großen wach. Sofort muss ich daran denken, wie ich unzählige Male die nassen Hosen der Kinder wechselte, oder dass die Waschmaschine 24/7 in Betrieb war, dass ich ständig auf der Suche nach einer Notfalltoilette war, oder zumindest darauf achten musste, genügend Feuchttücher mit mir herumzutragen. Und dann muss ich ganz plötzlich kichern, wenn ich daran denke, wie Tochterkind zu einem Spitznamen kam, der zumindest ein paar Monate lang unsere kleine Familie erheiterte.
Tochterkind war, genauso wie unser Kleinster jetzt, drauf und dran windelfrei zu werden Des Öfteren passierte es natürlich noch, dass die Natur es sehr eilig hatte und das Malheur war auch schon passiert. Soweit, so normal. Aber einmal wurde es durch Zutun vom Sohnemann eine lustige Angelegenheit. Er vergötterte seine Babyschwester, und egal was sie tat, alles war süß und witzig und charmant. Da Sommer war, lief sie oft ohne Windeln durch die Gegend, und meldete sich schnell wenn etwas im Anmarsch war. Irgendjemand packte dann das Tochterkind, setzte es schnell auf die Toilette und – voilà. Soweit zur Theorie.
Einmal hörte ich, während die Kinder spielten, aus Sohnemanns Zimmer flehende Worte im niedlichen Singsang, der für seine Babyschwester gedacht war: „Setz dich da nicht hin. Du bist keine Katze. Du musst bitte aufs Klo gehen. Nur Katzen pinkeln auf den Teppich.“ Daraufhin folgte Stille. Ein resignierter Seufzer. Ein eindringlicher Ruf: „Mutti! Ich glaube, sie ist doch eine Katze! Sie möchte bitte aus meinem Zimmer abgeholt werden. Und, nimm eine Schaufel mit.“ Ich kam, sah, und putzte. Zu unser aller Belustigung streichelte Sohnemann wohlwollend dem herumkrabbelnden Tochterkind das Köpfchen und meinte: „Das nächste Mal geht unsere kleine Katze aber schnell aufs Klo.“ Und unser „Katzi“ antwortete artig mit: „Miau.“