Meine Kinder versuchte ich von Anfang
an dazu zu erziehen, im Haushalt
mitzuhelfen, Ordnung zu halten und ein wenig sauber zu machen. Im Haus und im
Garten haben wir immer alle Hände voll zu tun. Drei Kinder machen viel Arbeit. Da ist es toll, wenn jeder mit
anpackt.
Ich fahre nun wieder täglich zur
Arbeit. Mein Baby ist nun, wie er selbst sagt, ein großer Bub, mein Sohnemann
wird immer selbständiger und
unabhängiger und mein Tochterkind möchte ein großes Vorschulmäderl sein. Die
Zeit steht nicht still. Stress und Unordnung sind leider manchmal
vorprogrammiert. Das Mithelfen und Putzen funktioniert mehr schlecht als recht
und oft werden Spielsachen, Sitzsäcke und dergleichen nur halbherzig weggeräumt
und türmen sich in einem Eck. Gottseidank wurde ich von Kind zu Kind ein wenig
gelassener. Und so ist ins Eck geschoben eben machmal auch aufgeräumt.
Wenn dann aber etwas Unerwartetes
geschieht, dann ist das Chaos perfekt.
So geschehen vor ein paar Wochen:
Nach tagelanger Ignoranz hatte ich
mir endlich ein Herz gefasst und unseren besagten Chaotenturm beiseite geschafft,
um zu wischen. Darunter habe ich einen Ameisenbau entdeckt. In unserem Haus. 2 cm hoch. Aus Sand. Gehäuft zu mehreren
Türmchen. Dazwischen geschätzte 1000 Ameisen.
Da ich vor Schreck gequiekt habe, wurden meine Kinder alarmiert.
Die kamen sofort dienstbeflissen mit dem Staubsauger angelaufen und der ganze
Haufen wurde, bevor ich noch ein Wörtchen sagen konnte, eingesaugt. Die Kinder
freuten sich wie Rumpelstilzchen und tanzten auf dem nun sauberen Boden vor dem
Fenster. Ich freute mich sehr. Sowohl mit ihnen als auch über sie (und ihre
gute Erziehung), sodass ich nicht weiter darüber nachdachte .
Am nächsten Tag rutschte ich neben dem Staubsauger quer durch eine
Ameisenfarm. Vor lauter Freude hatte wohl niemand daran gedacht, den Staubsaugerbeutel
auszuleeren. Ich quiekte abermals, da mich die kleinen Biester in die Ferse
bissen. Diesmal kamen Tochterkind und Bub angelaufen und saugten das Malheur
wieder weg. Das hatte ja immerhin schon einmal funktioniert. Diesmal war ich aber bei der
Sache, und bat sie darum, den Staubsaugerbeutel im Mistkübel auszuleeren. Die
beiden erledigten das ganz stolz und wir waren die Ameisen los.
Bis zum nächsten Morgen. Sohnemann
entdeckte in der Küche eine Armeisenarmee auf ihrem Weg zum Kuchenbuffet. Der Staubsauger wurde anscheinend im
Küchenmistkübel entleert, und nicht in der Garagentonne. (Notiz an mich: genauere
Anweisungen geben)
Langsam aber doch war ich am Verzweifeln.
Aus einem Ameisenbau wurden drei. Denn anscheinend blieben beim Wegsaugen ein
paar ganz hartnäckige Zeitgenossen zurück, um alles wieder neu aufzubauen.
Frühmorgens hatte ich aber nun wirklich keine Zeit um mich um die Viecher zu
kümmern, ließ die Quälgeister (Anmerkung: die Ameisen) an Ort und Stelle zurück
und fuhr zur Arbeit.
Am Nachhauseweg bewaffnete ich mich
mit Ameisenspray-, köder und Dreckschauferl . Zuhause angekommen fand ich drei
kleine, verlassene Ameisenhaufen vor. Bei genauerem Hinsehen bemerkte ich noch,
wie die letzten drei Ameisen ihre neu gewachsenen Flügel ausbreiteten und
unter dem Fensterbrett in die Freiheit durchschlüpfen, um mir in letzter
Sekunde zu entfliehen.
Mir war es recht. Zufrieden stellte
ich die Chemiebomben in den Schrank und putzte nur ihre Hinterlassenschaften
weg. Dies ist man als Mutter ja gewohnt.
Dass allerdings, wenn die Zeit
gekommen ist, selbst den fiesesten Quälgeistern sprichwörtlich Flügel wachsen
und diese dann auf eigene Faust, ja sogar fluchtartig mein Haus verlassen, war mir
bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. ;-)